#Musik #Erfahrungen #SpaceRock
Nr 1 Gong – A Sprinkling of Clouds (LP: You / 1974)
Es ist mir eigentlich bereits seit Jahren ein Bedürfnis mehr über eine der utopischsten Musikgruppen des 20. & 21. Jahrhunderts zu sprechen. Doch ist es schwer. Gong wurden 1967 in Paris gegründet, existieren auch heute noch, natürlich in einer grundsätzlich anderen Besetzung, der Hang zur Utopie ist jedoch geblieben. Das sich Utopien in den seltensten Fällen durchgängig von einer Gruppe an Menschen am Leben halten lassen, beweist die Geschichte dieser Band sehr deutlich. Ihre größte Konstanz hielten sie während der Jahre 1973 und 1974, als sie drei Alben einspielten, die im Nachhinein als „Radio Gnome Trilogy“ bekannt wurden: „Flying Teapot“, „Angel’s Egg“ und „You“. Hernach verließen die Bandgründer Daevid Allen & Gilly Smyth die Formation, kehrten getrennt später wieder, aber es kam im Zuge dessen zu einer Aufsplittung sondergleichen: Paragong (hatten zuvor schon kurz existiert), Planet Gong, Pierre Moerlen’s Gong, Mother Gong, Gongmaison, Global Gong Family, um nur einen Teil der Neuformationen zu nennen, die teils den Weg der eigentlichen Gong-Band weiterführten, oft jedoch parallel dazu existierten. Ich muss wohl kaum klarstellen, dass Gong politisch eher im linken Spektrum anzusiedeln sind.
Doch nun, die Musik:
Wenn eins für dieses Stück ein Label, eine Schublade braucht, dann ist es wohl am ehesten Spacerock, wortlos. Ja, ich habe ein Herz für ausgedehnte akustische Raumflüge, doch dieser Song ist noch auf einer anderen Ebene essentiell. Schließlich ist the Space zwar zum einen unendliche Weite, doch noch lange kein sicherer Ort.
Der Anfang passt noch zum Titel, Wolkengebilde. Diese ziehen ruhig am Himmel entlang mit ruhigem Herzschlag, der auch akustisch folgend hörbar wird. Gleichermaßen wird jedoch auch eine leichte Spannung spürbar, von der spätestens der sich einschaltende Bass erzählt. Wenn er seine kurze Geschichte erzählt hat, erhöht sich der Puls. Ein Schalter im Hirn ist umgelegt. Ich spüre Erregung, leichte Panik. Keyboardsprenkel versuchen zu beruhigen, doch verhaspeln sie sich, erreichen keine Wirkung, werden selber nervös und die Hölle bricht los. Es herrscht ein bodenlos stürzendes Chaos in mir, in der Musik, Herzgetöse, Krämpfe. Der Boden scheint zu wanken, doch fängt er auf… das Herz rast noch, doch hat sich wenigstens der Kopf beruhigt, kann wieder leichte Klarheiten aufnehmen & am Ende ist da ein kurzes Klingeln einer Glocke. Das Leben kann weitergehen. Eine Erfahrung reicher.
P.S. Die LP „You“ ist in Gänze eine großartig ausformulierte Reise & das letzte Stück trägt den Titel „you never blow yr trip forever“. Ja.
https://youtu.be/mEgZeZgZ248?si=R6pBbT97QZ5M6FeO